Von der Gemüsewerft haben wir schon viel gehört: ab und zu und hin und wieder erscheinen Artikel in der lokalen Presse, die über die Aktivitäten der „Gemüsewerftler“ berichten: und das hat uns als interessierte Kleingärtner neugierig gemacht! Denn wer in maritimer Tradition seine Gemüsebeete mit „Werft“ und „Dock“ benennt, dem sind sicherlich noch eine ganze Menge anderer kreativer Aktivitäten zuzutrauen…
Also ein kurzer Anruf, wie, wann, wo wir uns mal umsehen dürfen. Und schon haben wir ein Date im Gemüsedock in der Überseestadt. Genauer gesagt in der Stephanikirchenweide 25. Man fährt die Straße bis nahezu ans Ende – und steht vor einer Mauer - aber Kisten mit üppigem Gemüse (unser Besuch war an einem sonnig-warmen Augusttag 2016) lassen schon das Gemüsedock erahnen. Und hinter der Tür eröffnet sich eine besondere Gartenwelt! Als erstes fallen die unzähligen mit Gemüse und Co. überbordenden Kisten (Hochbeete) auf – soweit das Auge blicken kann! Salate, Grünkohl, Kartoffeln, Lauch, Möhren, Spinat, Zucchini, Kürbis, um nur einige zu nennen – in verschiedensten Stadien: einige Sorten wegen der fortgeschrittenen Jahreszeit ausgewachsen, erntereif oder geerntet, andere Pflanzen, die als Nachsaat noch zierlich und klein sind.
Und entlang des Zaunes zum Nachbargelände windet sich Hopfen in die Höhe – da erst in diesem Jahr gepflanzt sieht er noch ein wenig spärlich aus! Aber das wird noch – wie wir uns beim morgigen Besuch der Gemüsewerft überzeugen werden können!
Und mittendrin steht (noch Christo-mäßig) verpackt die AT4 – das Geschenk der Bremer Straßenbahn AG - der Straßenbahnwaggon, der vor der Verschrottung gerettet wurde. Er wird hier vor Ort renoviert und kann dann auf vielfältige Gelegenheiten genutzt werden: Aufenthaltsraum, Hofladen, ein Ort für Musik und Lesungen – wir können gespannt sein und müssen noch ein wenig warten, bis der gelbe Wagen soweit wiederhergestellt ist, dass er für seine neue Bestimmung dann auch genutzt werden kann!
Ein Unterstand sorgt für Schutz bei Regen und Schatten bei heißer Sonnenstrahlung. Denn das Betreiben des Gemüsedocks kostet viel Arbeit: einiges ist schon fertig – die vielen Gemüsekisten beweisen es. Es ist aber noch viel zu tun. Noch gibt es freie Flächen, die auf neue Pflanzkisten warten….
Tags darauf: das Wetter ist herrlich – ein schöner Spätaugusttag. Ein idealer Tag, um die Gemüsewerft in Gröpelingen, in der Basdahler Straße 11 zu erkunden. Schon der Blick durch den Zaun macht neugierig!
Geht man durchs Tor auf die Gemüsewerft, dann ist man erst einmal überwältigt von der Fülle - überall, wohin man schaut: die verschiedensten Arten von Pflanzbehältnissen wie Hochbeete, Kästen, sogar Pflanzsäcke sind bepflanzt und bewachsen mit unterschiedlichstem Gemüse, Kräutern und Obst.
Und auch hier – wie bereits im gestern besuchten Gemüsedock – befinden sich die Pflanzen in verschiedenen Wachstumsstadien: einiges ist schon abgeerntet, anderes reift vor sich hin, während kleine Setzlinge bereit sind, ausgepflanzt zu werden. Die Ernte – Gemüse, Kräuter und Obst - wird in Restaurants und Küchen zu Leckerem verarbeitet – die Erlöse fließen dann der Gemüsewerft wieder zurück und werden wieder in neue Pflanzungen investiert.
So kann man eine Entdeckertour durch die Reihen der Pflanzkisten machen: hier findet man Mangold, Kräuter, Kürbisse, Salate, Bohnen (um nur einiges zu nennen), und in Pflanzsäcken reifen die verschiedensten Arten von Tomaten. Dazwischen befinden sich Kisten als „Kinderstuben“ mit Setzlingen, die noch Aussicht auf Ernte im späten Sommer versprechen. Vorgezogen wurden sie in Gewächshäusern, die Teil des Gartens sind.
Ein großer Hügel schirmt den Garten zur Straße ab: ein Erdbunker aus unserer unheilvollen Vergangenheit findet heute eine andere sinnvolle Verwendung: auf ihm thront ein Laubengang: an Gestellen ziehen sich üppige Hopfenpflanzen in luftige Höhen. Und geben einen guten Eindruck, wie in den folgenden Jahren auch die Hopfenpflanzen im Gemüsedock ihren Raum erobern und begrünen werden. Die Hopfenfänger ernten den Hopfen im Herbst und stellen daraus ein leckeres süffiges Bier her. Und halten Kurse für Interessierte, die sich ihr eigenes, ganz persönliches Bier brauen wollen.
Außerdem befinden sich auf dem Bunker Felder mit Erdbeeren und Grünkohl (in Form von Pflanzkästen). Und ein Bienenvolk sorgt emsig dafür, dass die Blüten auf der Werft und dem angrenzenden Streuobstgarten, dem Apfel-Kultur-Paradies, bestäubt werden. Von hier oben hat man einen herrlichen Blick über die Gemüsewerft.
Auch der Bunker selbst wird genutzt – mit seiner quasi gleichbleibenden kühlen Frische, die mehr oder weniger unabhängig von den natürlichen jahreszeitlichen und täglichen Temperaturschwankungen verbleibt, ist dieses dunkle Refugium ideal zur Champignonzucht. Die Bunkerräume bieten auch Schutz vor Unwetter – und dienen auch als Lagerräume.
Die Gärtner von der Gemüsewerft haben mit viel Fleiß und Engagement ein grünes Paradies geschaffen – und dieser Garten ist ein gelungenes Beispiel für biologischen Anbau. Ein besonderer Dank an Michael und Guenolé von der Gemüsewerft dafür, dass wir uns überall auf dem Dock und der Werft umschauen durften und dass ihr uns mit euren Erklärungen viele Fragen beantwortet habt!
Alle Bilder auf dieser Seite: Jenifer M. und BeMy (16.01.2017)
[veröffentlicht: 17.01.2017]